Geglückter Einsatz für wandernde Amphibien

21. Juni 2022
Die neuen Amphibienschutzmassnahmen der Gemeinde und des Naturschutzvereins Muttenz haben sich bereits im ersten Jahr bewährt. Durch Zählungen konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Die Massnahmen werden 2023 weitergeführt.

Anfangs Jahr informierte die Gemeinde über verstärkte Schutzmassnahmen für wandernde Amphibien im Frühjahr entlang der Siedlungsränder rund um die Rütihard: eine temporäre nächtliche Strassensperrung im Bereich Feuerwehrweiher/Riedmattbach und ein mobiler Schutzzaun entlang des Velowegs bei der Weiherkette Mühlematt. Mit Spannung wurde Ende Winter auf die ersten wandernden Lurche gewartet, um die Wirkung der neuen Massnahmen beobachten zu können. Der stark vom Wetter geprägte Wanderrhythmus der Amphibien zeigt sich jedes Jahr etwas anders. Reichen die nächtlichen Temperaturen bereits aus oder ist es noch zu kalt? Warten die Amphibien noch auf den nächsten Regen oder fällt ganz plötzlich noch einmal Schnee und vertagt die Massenwanderung auf später in den Frühling? War es das für dieses Jahr bereits oder kommt noch eine nächste «Wanderwelle»?

Es darf auf eine geglückte Wandersaison 2022 zurückgeblickt werden, mit vielen wandernden Amphibien und zugleich weniger überfahrenen Tieren. Dies stimmt zuversichtlich, dass die bestehenden Populationen mit den verstärkten Schutzmassnahmen nachhaltig gestärkt werden können.

Weniger Verkehr, weniger tote Amphibien
Um das jährlich wiederkehrende Amphibiensterben auf den Strassen rund um den Feuerwehrweiher zu entschärfen, wurde in diesem Jahr ein Abschnitt der Weiher- und Zinggibrunnstrasse bei entsprechender Witterung zwischen 19.00 und 6.30 Uhr für den Privatverkehr gesperrt. Zusätzlich waren auf den umliegenden Quartierstrassen in den Abendstunden vom Naturschutzverein Muttenz organisierte Helferteams unterwegs und haben die Amphibien auf den Strassen aufgelesen und sicher zum Weiher gebracht. Während der Wandersaison, von Mitte Februar bis Mitte April, wurde der Strassenabschnitt insgesamt für 31 Nächte gesperrt und 27 Helferinnen und Helfer des Naturschutzvereins waren zusammen rund 200 Stunden im Einsatz. Dabei wurden über 2'000 Tiere (Erdkröten, Grasfrösche, Bergmolche und Feuersalamander) von den Strassen gerettet und sicher zum Laichgewässer gebracht.

Die Beobachtung der Strasse zeigte, dass die Anzahl der überfahrenen Amphibien im Vergleich zu den letzten Jahren deutlich reduziert werden konnte. Die Helferinnen und Helfer des Naturschutzvereins haben mit grossem Engagement dokumentiert, in welchen Strassenabschnitten die eingesammelten Tiere unterwegs waren und wo es trotz Rettungsaktion noch überfahrende Tiere hatte, um die Wanderrouten und Gefährdungsstellen genauer lokalisieren zu können. Auch die Abwanderung der Jungtiere vom Feuerwehrweiher wird zurzeit beobachtet: ob und wie sich diese Winzlinge erfolgreich durch Wiesen und Felder in Richtung der umliegenden Wälder begeben können. Mit all diesen Beobachtungen erfahren wir weitere Details, wie und wo wir die wandernden Amphibien besser schützen können und lernen mehr über die spannenden Wege dieser faszinierenden Tiere.

Erfreulicherweise waren die Einschränkungen für die Verkehrsteilnehmenden offensichtlich in einem akzeptablen Rahmen. Die nächtliche Strassensperre wurde mit wenigen Ausnahmen eingehalten. Reklamationen über die neue Massnahme sind keine eingegangen und auch die Rückmeldungen der direkt betroffenen Anwohnenden und Betriebe waren durchwegs positiv.

Erfreuliche Beobachtungen konnten auch im Gebiet «Fröscheneck» gemacht werden, wo der Veloweg schon seit einigen Jahren in der Nacht umgeleitet wird. Hier wurden in diesem Jahr über 1'800 wandernde Lurche (Grasfrösche, Erdkröten, Bergmolche) gezählt – das sind rund doppelt so viele wie in den letzten vier Jahren. Die jährlichen Zählungen zeigen, dass dank der nächtlichen Sperrung die Anzahl überfahrener Tiere auf unter 2% der beobachteten Tiere reduziert wurde.

Wandernde Amphibien erschliessen neue Lebensräume
Grundsätzlich sind alle wandernden Amphibienarten sehr ortstreu und kehren immer wieder zum selben Laichgewässer zurück. Ein kleiner Teil erobert «auf Abwegen» jedoch immer auch neue Lebensräume und stellt so die Verbreitung und Vernetzung der verschiedenen Teilpopulationen sicher. Bei den im Jahr 2020 erstellten neuen Weihern in der Mühlematt konnten in diesem Frühling bereits alle potenziellen Ersteinwanderer (Erdkröte, Grasfrosch, Bergmolch) nachgewiesen werden. Es wird spannend sein, die Entwicklung in den nächsten Jahren genauer zu beobachten, wenn die ersten Tiere in ihr Geburtsgewässer zum Laichen zurückkehren. Der neue mobile Amphibienzaun entlang dem Veloweg Mühlematt hindert die wandernden Amphibien auf die Strasse zu gelangen und die Tiere werden von Freiwilligen eingesammelt und sicher über die Strasse transportiert.

Dank und Ausblick ins Jahr 2023
Die Gemeinde möchte sich bei allen, welche zur erfolgreichen Umsetzung der Massnahmen beigetragen haben und sich für den Schutz und die Förderung der heimischen Amphibien engagieren, herzlich bedanken. Die Tiere sind weiterhin auf unsere Rücksicht und Hilfe angewiesen, damit sie auf ihren Wanderungen zwischen den verschiedenen Lebensräumen auch Verkehrswege schadlos überqueren können. Aufgrund der gemachten Erfahrungen ist die Gemeinde bestrebt, die in diesem Jahr erstmals umgesetzten Massnahmen im nächsten Jahr fortzuführen und kann dabei hoffentlich wieder auf die Hilfe aus der Bevölkerung und seitens Naturschutzverein zählen.

 

Weitere Informationen und Zahlen zu den Amphibienschutzmassnahmen 2022 finden sie auf den Webseiten der Gemeinde und des Naturschutzvereins Muttenz (www.naturschutzvereinmuttenz.ch).

Abteilung Umwelt

Amphibienwanderung, Sperrung Weiherstrasse, Feuersalamander

Zugehörige Objekte

Name
Amphibien 2022 Feuerwehrweiher Download 0 Amphibien 2022 Feuerwehrweiher
Amphibien 2022 Mühlematt Download 1 Amphibien 2022 Mühlematt
Auf Social Media teilen