Recycling und die Liebe - von Esmeralda Hernandez

27. August 2010
Betritt man die Sekundarschule Margelacker in Muttenz, wird man von zwanzig bunten Plakaten begrüsst, auf denen Titel zu lesen sind wie „Übermuetprob!“, „Mit 14 schwanger und denn…“, oder „Ich uf dere Wält, wieso eigentlich worum?“. Diese Abschlussarbeiten der Klasse 4c haben die Entwicklungsphase Pubertät unter Verwendung einer besonderen Vorlage zum Gegenstand: „Die Idee entstand nach dem Besuch des Theaterstücks ‚Scham’ im Jungen Theater Basel.“, so der Klassenlehrer Daniel Martin, „ ‚Scham’ greift das Stück ‚Frühlings Erwachen’ auf und übersetzt es in eine zeitgemässe Sprache.“ Im 1890 bis 1891 von Franz Wedekind verfassten Theaterstück sind tatsächlich für die Jugendlichen hochaktuelle Themen enthalten: Scham, Neugier vor der körperlichen Liebe, Konflikte mit den Eltern, Leistungsdruck in der Schule… Die Schülerinnen und Schüler sind mit grosser Ernsthaftigkeit an die 19 Unterthemen herangegangen, was die liebevoll gestalteten Plakate beweisen. So äusserte sich Corinne zum Thema „Gefühle und Zweifel“ folgendermassen: „Wenn ich einen Jungen wirklich sehr mag, freue ich mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe und habe Schmetterlinge im Bauch. Die Liebe ist etwas sehr Wertvolles.“

Von den sprichwörtlichen Schmetterlingen im Bauch geht es im ersten Stock weiter zum Loch im Bauch. „Warum sterben jedes Jahr Millionen von Menschen an Hunger, während andere Nahrungsmittel vernichten?“* Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigte sich die Klasse 4b. Die Schülerinnen und Schüler verfassten Abschlussarbeiten rund um Hunger, Ausbeutung oder Umgang mit Ressourcen. „Mir war es wichtig, die Jugendlichen an das Thema ‚Hunger in der Welt’ heranzuführen, sie dafür zu sensibilisieren, ihnen die Zusammenhänge und Mechanismen aufzuzeigen.“, erklärt der Klassenlehrer Csaba Borbely „Ausserdem besprachen wir in der Klasse, wie man sich gegen das Ungleichgewicht zwischen armen und reichen Ländern engagieren kann, welche Organisationen unterstützenswert sind und welche Berufe, die die Schülerinnen und Schüler bald erlernen werden, sich besonders eignen, um einen Beitrag im Kampf gegen Hunger und Krankheiten zu leisten.“ Ein sehr ambitioniertes Projekt. Doch die jungen Frauen und Männer sind mit Begeisterung an das Thema herangegangen. Ashley hat sich beispielsweise dem Thema ‚Logistik und der Hunger’ auseinandergesetzt, denn sie wird nach den Sommerferien eine Lehre als Logistikerin beginnen.

Die Schülerinnen und Schüler der Klasse 4a haben, betreut von ihrer Klassenlehrerin Anita Biedert, zum Thema ihrer jeweiligen Abschlussarbeiten eine kleine Ausstellung realisiert. Auf Tischen und an den Wänden sind ihre Projekte anschaulich dargestellt. An einem Tisch sind unterschiedliche Zahnpasten, Zahnbürsten und Anleitungen zum richtigen Zähneputzen anzutreffen, auf einem anderen befindet sich eine selbst kreierte Tasche passend zum Thema „Die Mode in der Welt“. Andere Schülerinnen und Schüler haben sich weniger weltlichen Themen gewidmet, wie „Phobien“, „Humanitas“ oder „Rassismus in der Schweiz“.

Zu Recht sind die Schülerinnen und Schüler der 4. Klassen stolz auf ihre Produkte. Nach den Sommerferien wird für die jungen Frauen und Männer ein neuer Lebensabschnitt beginnen, verbunden mit dem Einstieg ins Berufsleben. Die Lehrerinnen und Lehrer der Sekundarschule Muttenz, Niveau A, wünschen ihnen alles Gute auf ihrem beruflichen sowie auf ihrem privaten Weg!

*Aus: Jean Ziegler. Wie kommt der Hunger in die Welt? Ein Gespräch mit meinem Sohn. München: C. Bertelsmann Verlag, 2000.
Recycling und die Liebe