Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Schimmel – ein allgegenwärtiges Thema
Die unangenehmen Schimmelpilze machen sich in allen möglichen Farben auf Lebensmitteln breit. Es genügt ein schwacher Lufthauch – und schon sind Lebensmittel „kontaminiert“. Dies war in früheren Zeiten, als es noch keine Kühlschränke und Tiefkühler gab, ein grosses Problem. Durch das Sterilisieren (Aufkochen und heiss in Gläser abfüllen) versuchten die Hausfrauen Früchte, Beeren und Gemüse haltbar zu machen.
Gab es dann aber trotzdem auf der Konfitüre einen pelzigen Belag, kratzte man ihn meistens weg und ass einfach drumherum weiter. Wie wir heute wissen, kann man durch das Abkratzen des sichtbaren Schimmelbelages aber nicht alle Spuren entfernen. Schimmel wächst mit feinsten wurzelartigen Fäden weit in seine Umgebung hinein und produziert mikroskopisch kleine Sporen. Diese werden entweder vom Pilz selbst „weggeschossen“ oder durch einen feinen Atem- oder Lufthauch weitertransportiert.
In manchen Wohnungen macht sich auch Schimmel an den Wänden breit. Dieser wird zumeist durch eindringende Feuchtigkeit verursacht. Hinter Schränken oder in fensterlosen Räumen – wie z. B. in Badezimmern – kann die Luft nicht genügend austrocknen. Hier handelt es sich um Schimmel der gesundheitsschädigenden Gattung Aspergillus, welche weltweit in 200 Unterarten vorkommt. Diese Aspergillen können bei allergisch reagierenden Personen zu Husten- und Asthmaanfällen, zu chronischen Erkrankungen der Atemwege und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen. Damit sich nun dieser gefährliche Schimmelpilz nicht in unseren Depot- und Museumsräumen ausbreiten kann, wird dafür gesorgt, dass die Luftfeuchtigkeit nicht über 40% steigt. Im Bauernhausmuseum beispielsweise wird dies während des Winters mit gezieltem Lüften erreicht. Dabei darf nur bei sehr kalter und trockener Aussentemperatur gelüftet werden. Ist es draussen jedoch wärmer als drinnen, wird nicht gelüftet damit sich die eindringende Luftfeuchtigkeit nicht an den kalten Wänden ablagert.
Schimmelpilze befallen alle möglichen Materialien und vermehren sich rasend schnell, so auch auf Leder und Textilien. Über die Instandstellung unserer Lederobjekte haben wir bereits einmal berichtet. Auf Textilien verursachen sie die gelblichen Stockflecken, die sich zum Schrecken aller Hausfrauen auf weisser Baumwoll- oder Leinenwäsche breit machen. Solche befallenen Textilien müssen – soweit möglich – mit 90°C gewaschen werden, denn die Schimmelsporen sterben erst ab ca. 80°C ab. Empfindlichere Stücke müssen in einer spezialisierten Reinigung behandelt werden. Dies geschah beispielsweise vor zwei Jahren mit unseren historischen Uniformen.
Der Kampf gegen den Schimmel ist im Museumsleben ein Dauerthema und nie gewonnen. Denn jeder Mitarbeiter und jede Besucherin bringt in Kleidern und Atemluft unbemerkt einige neue Schimmelsporen in unsere Räume. Ist die Luftfeuchtigkeit im Museum oder in den Depots dann eher hoch, können sich die Pilze unbemerkt vermehren, bevor man sie irgendwo als Flecken entdecken kann.
Damit Sie, liebe Museumsgäste, in unseren Räumen nicht um ihre Gesundheit fürchten müssen, haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe wie jeden Frühling auch das Bauernhausmuseum wieder gründlich geputzt und alle Objekte kontrolliert. Die neue Bauernhaus-Saison konnte bereits gefahrlos eröffnet werden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!