Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Historische Hutmode aus Muttenz

24. Juni 2008
Im Laufe der Arbeiten an der Textilsammlung weckte Myrtha Seiler auch viele verschiedene Kopfbedeckungen aus ihrem "Dornröschenschlaf". Die über viele Jahre in Schachteln, Papier- und Plastiksäcken oder offen gelagerten Hüte waren schon arg angestaubt und aus der Form geraten. Einzelne waren gar durchs Stapeln bis zur Unkenntlichkeit zerdrückt. Je nach Material waren auch ausgedehnte Frassstellen von Motten erkennbar und im Bauernhaus waren die ausgestellten Hüte gar von Mäuse angeknabbert. Alle Modelle wurden von der Textilfachfrau Madleine Girard minutiös mit Bürstchen und speziellem Staubsauger gereinigt und anschliessend sorgfältig wieder in Form gebracht.
Schön in Reih und Glied geordnet liegen im Depot jetzt Herrenhüte aus grauem, beigem, braunem oder schwarzem Filz mit leicht geschwungener Krempe, wie sie der elegante Mann bis in die 1970er-Jahre üblicherweise noch getragen hat. Aber auch steife sommerliche Strohhüte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bereichern die Sammlung von Herrenhüten. Daneben stehen Zylinder, Melonen und verschiedenste Kopfbedeckungen zu Uniformen von Vereinen, Dorfpolizei und Militär. Auch die auf Hochglanz polierten Messinghelme der Muttenzer Feuerwehr fehlen nicht.

Wie bei den übrigen Textilien ist auch bei der Hutmode die Damenabteilung viel kreativer und farbiger als die Herrenabteilung. So wurde ein stark zerdrücktes, formloses Bündel aus geflochtenem Maisstroh, künstlichen Maiglöckchen und Seidenbändern sorgfältig und mit viel Fingerspitzengefühl entfaltet. Es entpuppte sich als sommerliche Schute (Haube) im Stil der Biedermeierzeit, also etwa aus den Jahren zwischen 1815 und 1848.

Etwas weiter lagern verschiedene Modelle von Beginen aus der Gründungszeit der Muttenzer Trachtengruppe. Das sind die kleinen, schwarzen Kopfbedeckungen zur Baselbieter Festtagstracht, welche auf dem Hinterkopf festgesteckt wurden. Im Gegensatz zu heute wurden sie früher mit breiten, farblich zu Schal und Schürze abgestimmten Seidenbändern umgebunden. Speziell erwähnenswert sind aber die kaum mehr bekannten weissen Hochzeitsbeginen. Sie alle sind mit Blumenmotiven aus Perlenstickerei verziert, entweder farbig auf schwarzem Grund oder dann weiss auf weiss.

Auf einem anderen Tablar liegen sogenannte Witwenhauben aus der Zeit um 1900. Sie sind aus schwarzer Seide und Spitze gefertigt, verziert mit Stickereien und schwarzen oder farbigen Stoffblumen. Auch sie wurden mit Seidenbändern am Kinn festgebunden. Die dazu passenden capeartigen Umhänge sind natürlich auch in unserer Textilsammlung vorhanden.

Bei allen diesen verschiedenen Modellen von Kopfbedeckungen zeigt sich, dass die in der Region durch die sogenannten Posamenter in Heimarbeit hergestellten Seidenbänder tatsächlich in üppiger und kreativer Weise genutzt wurden.
Brautkränze aus künstlichen Blumen (Myrthen) und die dazugehörenden weissen Schleier gehören natürlich auch zur Sammlung der Kopfbedeckungen. Diese wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch zu einem schwarzen Hochzeitskleid getragen. Nach der Hochzeit wurde der Kranz hinter Glas gerahmt und wie ein Bild aufgehängt oder auf der Wäschekommode aufgestellt. Ein solcher Brautkranz ist beispielsweise in der Schlafkammer des Bauernhausmuseums zu sehen.

Dieses Hütchen aus Tannzapfenschuppen war bestimmt schon Mitte des letzten Jahrhunderts ein Einzelstück, das seiner Trägerin grosse Bewunderung einbrachte. Die einzelnen Schuppen von Tannzapfen sind nach Grösse sortiert, auf ein feines Stoffband aufgenäht und anschliessend spiralförmig zu einem flachen Hütchen geformt worden. Damals sicher ein gewagtes Modell.

Liegen bei Ihnen, liebe Leserinnen, noch irgendwo in einem Schrank oder auf dem Estrich alte Hüte verborgen? Falls ja – so werfen Sie sie bitte nicht weg. Myrtha Seiler würde gern noch weitere Modelle in ihre Sammlung aufnehmen und dazu möglichst viele Informationen über die Hutträger/innen erfahren.
sommerliche Schute, Witwennhaube, Hütchen aus Tannzapfenschuppen