Schutzmassnahmen für wandernde Amphibien

16. Januar 2023

Sobald im Frühling die Tage länger werden und die Temperaturen wenige Grad über der Nullgrad-Grenze liegen – im Normalfall zwischen Mitte Februar und Mitte April – verlassen viele Amphibien (Frösche, Kröten und Molche) ihr Winterquartier und suchen ihre Laichgewässer auf. In unserer dicht besiedelten Landschaft ist dies oft eine gefährliche Wanderung für die Amphibien über Strassen und Wege, welche im schlimmsten Fall tödlich endet.

Die Gemeinde versucht mit Massnahmen auf verschiedenen Ebenen die wichtigsten Wanderrouten der geschützten Tiere temporär zu entschärfen. Die im letzten Jahr erstmals umgesetzten Schutzmassnahmen im Bereich des Feuerwehrweihers/Zinggibrunn und der Mühlemattweiher haben sehr gut funktioniert und werden daher in diesem Jahr wieder umgesetzt. Auch die schon länger bewährte temporäre Umleitung des Velowegs im Gebiet «Fröscheneck» wird weitergeführt.

Temporäre verkehrspolizeiliche Anordnung im Bereich Feuerwehrweiher/Zinggibrunn und Fröscheneck
Um die vielen Tiere auf ihrer Laichwanderung zum Feuerwehrweiher und zum Riedmattbächli vor dem Überfahren zu schützen wird der Strassenabschnitt zwischen den Verzweigungen Mühlackerstrasse/Weiherstrasse und Zinggibrunnstrasse/Abzweigung Egglisgraben zeitweise für den Privatverkehr gesperrt. Die Sperrung wird bei entsprechender Witterung signalisiert und dauert jeweils von 19.00 bis 6.30 Uhr. Die Verbindung zwischen Muttenz und dem Gebiet Egglisgraben - Schönmatt - Stollenhäuser ist in dieser Zeit über Pratteln oder Arlesheim sichergestellt. Mit direkt Betroffenen werden individuelle Lösungen gesucht.

Im Gebiet «Fröscheneck» wird der Veloweg während der Laichwanderungen zwischen dem Eindunkeln und der Morgendämmerung gesperrt und umgeleitet. Die seit Jahren bewährte Massnahme verringert die Anzahl überfahrenen Amphibien auf diesem Strassenabschnitt stark.

Mobiler Amphibienschutzzaun an der Mühlemattstrasse
Entlang der viel befahrenen Veloroute bei den Mühlemattweihern wird während der Laichwanderung ein mobiler Amphibienzaun aufgestellt, der die Amphibien daran hindert auf die Strasse zu gelangen. Die Amphibien werden von Freiwilligen eingesammelt und sicher über die Strasse transportiert.

Signalisierte Amphibienzugstellen in Muttenz
An folgenden Strassen stehen während der Wanderzeit streckenweise Warn- und/oder Umleitungssignale:

  • Grenzacherstrasse
  • Neubrunnweg
  • Fröscheneckweg/Fröscheneckrainweg (Veloroute)
  • Mühlemattstrasse (Veloroute)
  • Hüslimattstrasse, Wolfenseestrasse, Gwidemstrasse
  • Schauenburgerstrasse, Weiherstrasse, Langjurtenstrasse, Zinggibrunnstrasse

Speziell in regnerischen Nächten mit Temperaturen von über 5°C bitten wir alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer hier besonders vorsichtig zu fahren.

Weiterführend Informationen

  • Eine Zusammenfassung des kantonalen Inventars der Amphibienzugstellen sowie ein Weiherinventar der Gemeinde Muttenz gibt es unter www.pronatura-bl.ch.
  • Ausführliche Informationen zu sämtlichen Themen rund um Amphibien und Reptilien finden sie auf der Website der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (www.karch.ch).
  • Weitere Auskünfte zu den Amphibienschutzmassnahmen in Muttenz erteilt Ihnen gerne die Abteilung Umwelt unter Tel. 061 466 62 78 oder umwelt@muttenz.ch
     

Amphibien – bedroht und geschützt
In der Schweiz sind alle einheimischen Amphibienarten und ihre Lebensräume durch das Natur- und Heimatschutzgesetz und dessen Verordnung geschützt. Das hat seinen Grund – die an Feuchtgebiete gebundenen Tiere leiden so sehr unter der Zerstörung und Fragmentierung ihrer Lebensräume, dass viele von ihnen gefährdet und einige gar vom Aussterben bedroht sind. Amphibien nehmen eine wichtige Rolle im Ökosystem ein. Zum einen vertilgen sie Insekten und andere Kleintiere und sind selbst wiederum wichtige Beutetiere für Reptilien wie die Ringelnatter, Vögel und andere Tiere. Sie haben demnach bedeutende Auswirkungen auf die Nahrungskreisläufe in der Muttenzer Landschaft.

Von den zwölf im Kanton Basel-Landschaft vorkommenden Amphibienarten sind zehn gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Geschützt sind sie aber alle, auch die noch recht häufig vorkommenden Grasfrösche, Erdkröten und Bergmolche. Gestützt auf die geltende Gesetzgebung sind deswegen auch die Gemeinden verpflichtet ihren Beitrag zum langfristigen Überleben der Amphibien zu leisten.

 

Möchten Sie sich für den Schutz wandernden Amphiben engagieren?
Im Jahr 2022 haben insgesamt 28 Helferinnen und Helfer während über 300 Einsatzstunden die Amphibienzugstellen im Gebiet Feuerwehrweiher und Fröscheneck betreut und die Zählungen anschliessend ausgewertet. Im Bereich des Feuerwehrweiher wurden insgesamt 2'000 Tiere von den umliegenden Strassen gerettet und sicher zum Feuerwehrweiher gebracht (Erdkröten, Grasfrösche, Bergmolche und Feuersalamander).

Auch im Frühling 2023 sind wir für die Betreuung der Amphibienzugstellen am Abend oder am Morgen früh auf Unterstützung von Helferinnen und Helfer angewiesen. Für die abendliche Patrouillen in den Quartierstrassen werden ebenfalls helfende Hände gesucht. Organisiert und koordiniert werden die Helferinnen und Helfer vom Naturschutzverein Muttenz.

Weitere Informationen und Anmeldung: www.naturschutzvereinmuttenz.ch
- Stephan Brenneisen (bres@zhaw.ch), Präsident NVM
- Bethli Stöckli (robetty@bluewin.ch), Amphibiengruppe NVM

 

Ein Frosch im Leichgewässer
Sobald die Tage länger werden und die Witterung wärmer wird, wandern die ersten Amphibien wieder zu ihren Laichgewässern (Foto: R. Wyss)
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