Nachruf Hildegard Gantner-Schlee

22. Januar 2018
(16.11.1941 – 1.1.2018)
Zu Beginn des neuen Jahres erreichte uns die traurige Nachricht vom Hinschied von Hildegard Gantner-Schlee. Mit ihr verliert die Gemeinde Muttenz eine vielseitig engagierte und interessierte Persönlichkeit, die nicht nur durch ihre fachlichen Leistungen sondern auch durch ihre liebevolle, hilfsbereite und bescheidene Art in unserer Erinnerung bleiben wird.
Hildegard Gantner zeichnete ihr enormes Fachwissen und die grosse Leidenschaft für Kunst aus, was sich anhand ihrer Biographie leicht erklären lässt. Nach erfolgtem Abitur und Studium der Kunstgeschichte, Volkskunde und Soziologie in Wien, Berlin und Tübingen promovierte sie 1970. Ihre Dissertation galt dem Leben und Werk des deutschen Kunstmalers und Gründungsmitglied der Münchner Sezession, Hans Olde.
Weitere Ausbildungen erfolgten an der Universität Basel, wo sie Geschichte der Schweiz und des Baselbietes im 18./19. Jahrhundert studierte und einen Kurs für Dokumentalisten absolvierte. Das dort bereits die Pflöcke für ihre weitere Tätigkeit eingeschlagen wurden, lag auf der Hand, denn während mehr als 35 Jahren betreute Hildegard Gantner den künstlerischen Nachlass Karl Jauslins mit seinen über 5’000 Objekten im Ortsmuseum Muttenz.
Dank ihrem unermüdlichen, ehrenamtlichen Engagement und dem grossen Fachwissen wurde die Ausstellung von ihr zweimal von Grund auf neu gestaltet und das Lebenswerk des Muttenzer Historienmalers anschaulich und kurzweilig illustriert. Darüber hinaus publizierte sie zahlreiche bedeutende Beiträge und Schriften und engagierte sich, sein Werk nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Dies bezeugten auch die unzähligen Vorträge und interessanten Führungen, in denen sie so viel aus dem bewegten Leben Jauslins zu berichten wusste. Hätte Karl Jauslin gewusst, welch treue Verehrerin ihm jahrzehntelang zur Seite stand, hätte er ihr vermutlich schon längst einen Heiratsantrag gemacht. So neigte man denn auch dazu, Hildegard Gantner hin und wieder mit „Frau Jauslin“ anzusprechen, worauf sie jeweils zur Antwort gab: „Erst im nächsten Leben!“
Ebenso von grosser Bedeutung waren die von ihr herausgegebenen Publikationen welche sich immer mit Baselbieter Künstlern befassten. Leben und Werk des Muttenzer Malers Raoh Schorr, stellte sie in einer Ausstellung im Kantonsmuseum vor und publizierte dazu ein Künstlerleben. Ebenso angetan hatte es ihr der Muttenzer Pfarrer, Hieronymus Annoni, der vor allem durch seine Predigttätigkeit bekannt wurde. Im Werk ein Wegbereiter des Basler Pietismus stellte Hildegard Gantner das Leben des ehemaligen Pfarrers von Muttenz in seinen vielfältigen zeitgeschichtlichen Bezügen dar und machte sich als Autorin dieses Werkes weit über das Baselbiet hinaus einen Namen. 1977 trat Hildegard Gantner als erste Frau in die Muttenzer Museumskommission ein. Die aus dieser Kommission entstandene Arbeitsgruppe Museen, konnte von ihrer reichen Erfahrung und ihrem grossen Fachwissen bis zu ihrem Rücktritt 2014 weiter profitieren.
Nebst ihrem grossen Engagement innerhalb unserer Gemeinde war Hildegard Gantner auch Mitglied der Stiftung Museen Basel-Landschaft, in der sie seit der Gründung im Jahre 1998 ehrenamtlich mitarbeitete. Daneben gehörte sie der Gesellschaft für Regionale Kulturgeschichte an, und war von 1987 bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 2005 als Kuratorin der Graphischen Sammlung des Kantonsmuseums Baselland tätig. Auf politischer Ebene engagierte sie sich als langjähriges Vorstandsmitglied der CVP Muttenz und als Mitglied der Gemeindekommission Muttenz. Auch war sie während vielen Jahren im Schulrat des Gymnasiums Muttenz sowie als Laienrichterin am Strafgericht Basel-Landschaft tätig. Als Anerkennung und Wertschätzung für ihr langjähriges, ehrenamtliches Engagement erhielt Hildegard Gantner im Jahre 2008 den Muttenzer Kultur- und Sportpreis.

Dankbar erinnern wir uns an ihre humorvolle Art, ihre Hilfsbereitschaft und an all die Spuren, die sie mit ihrem grossen Engagement überall in Muttenz hinterlassen hat. Mit dem Werk Karl Jauslins wird auch die Erinnerung an unsere „Frau Jauslin“ in unseren Herzen weiterleben! Ihrer Familie gilt in diesen schweren Tagen unser herzliches Mitgefühl.
Gemeinderat und Arbeitsgruppe Museen