Verabschiedung Gemeindepräsident Peter Vogt

24. Juni 2019
Verabschiedung Gemeindepräsident Peter Vogt

Laudatio von Gemeinderätin Franziska Stadelmann an der Gemeindeversammlung vom 18. Juni 2019

Lieber Peter

Geschätzte Damen und Herren
Es ist mir eine grosse Ehre und Freude zugleich für dich, lieber Peter, im Namen des Gemeinderates und aller Anwesenden die Laudatio halten zu dürfen.

Wir alle wissen, mit dir geht ein Stück Muttenzer Geschichte zu Ende! Während 29 Jahren hast du dich für unser Dorf, unsere Gemeinde mit grossem Engagement eingesetzt. Du hast an rund 120 Gemeindeversammlungen als Gemeinderat teilgenommen, davon 80 geleitet und an keiner gefehlt! Das spricht für sich, das verdient hohen Respekt. Respektvoll war auch dein Umgang mit deinem Gegenüber, seien es Behördenmitglieder, Mitarbeitende der Verwaltung oder Menschen, die sich ratsuchend an dich wendeten. Du hast ihre Anliegen ernst genommen und wo immer möglich das Gespräch gesucht und Probleme und Anliegen möglichst unbürokratisch gelöst.

In Muttenz aufgewachsen, Sohn des bekannten Schwingerkönigs Peter Vogt und Mitglied in verschiedensten Vereinen, warst du im Dorf kein Unbekannter. Schon als junger Landrat von 1975-1979 konntest du deine ersten politischen Erfahrungen sammeln. 1990 bist du, lieber Peter, 38-jährig, als Nachfolger für Karl Bischoff in den Gemeinderat nachgerückt, denn damals galt noch für die Gemeindewahlen das Proporzverfahren. Und so hast du noch die Ära des politischen Urgesteins und Gemeindepräsidenten Fritz Brunners miterlebt. Schon damals musste die Gemeinde sparen, denn es wurden Investitionen in Sportplatz, Altersheim, Bibliothek um nur einige wenige Beispiele zu nennen, gemacht. Kommt hinzu, dass die Zinssätze für erste Hypotheken im Jahre 1990 von 6.5% auf 7.5 % erhöht wurden, wie auch die Zinsen der Sparbüchlein von 4 auf 5 %.

Nachdem du während zwei Jahren Vorsteher des Departementes Sicherheit und Kultur warst, bot sich dir nach den Gesamterneuerungswahlen im Jahre 1992 die Gelegenheit, das Departement Finanzen zu übernehmen. Auf dich, als Finanzfachmann von Berufs wegen, war dieses Departement perfekt zugeschnitten. Die Gemeinde durfte von deinem grossen Fachwissen profitieren und es war dir und dem damaligen Gemeinderat gelungen, die Gemeindefinanzen wieder ins Lot zu bringen. Bis heute hast du immer wieder ein Augenmerk auf die Finanzen gerichtet und als guter Analytiker verstanden, komplexe Fragestellungen in einem grösseren Zusammenhang zu sehen, zu vernetzen und alles zu überblicken.

Nach dem Rücktritt des damaligen Gemeindepräsidenten Eros Toscanelli im Jahre 2000 wurdest du am 21. Mai mit einem Glanzresultat zum neuen Gemeinde-präsidenten gewählt. Nebst deinen Präsidialaufgaben, Personelles warst du bis Ende 2003 für die Kultur und Freizeit zuständig und hast schon damals wie heute an vielen Vereinsanlässen, Jubiläumsveranstaltungen und Jubilarenfeiern teilgenommen und warst auch als OK-Präsident an verschiedenen Anlässen, wie z.B. das Musikfest, oder Schwingfest, tätig. Als bodenständiger Politiker hast du dich oft auch als Brückenbauer bezeichnet und so war dir die Nähe zur Bevölkerung sehr wichtig vor allem auch, dass die von dir angebotenen Sprechstunden genutzt wurden und ein Gespräch auch hinter geschlossener Türe stattfinden konnte. Unzählige Gespräche hast du mit Einwohnerinnen und Einwohnern, Vereinen, Institutionen und Organisationen geführt, so unter dem Motto „miteinander reden und nicht nur kommunizieren“.

In den vergangenen 29 Jahren hast du an rund 1’350 Gemeinderatssitzungen teilgenommen, davon rund 900 geleitet und warst immer ein fairer Gesprächspartner, ein interessierter Zuhörer, der seinem Gegenüber immer die nötige Wertschätzung entgegenbrachte. Als Teamleader hast du immer konstruktiv und lösungsorientiert geführt.

Die Komplexität, die zunehmende Aufgabenvielfalt und der stete Wandel, der in den vergangenen Jahren extrem zugenommen hat, haben grosses fachliches Wissen, zeitliches Engagement und persönlichen Einsatz von dir abverlangt. Für dich entscheidend war, nicht von den Veränderungen getrieben zu werden, sondern so weit als möglich Einfluss zu nehmen und selber zu steuern. Besonders in der Raumplanung hast du dich für eine „muttenzgerechte“ Entwicklung eingesetzt, indem die Gemeinde Muttenz sowohl als Dorf wie auch als Stadt wahrgenommen werden soll.

Du hast dich nicht nur auf kommunaler Ebene engagiert, sondern hast als Gemeindepräsident in den Jahren 2008 bis 2016, also während acht Jahren, im Vorstand des Verbands der Basellandschaftlichen Gemeinden (VBLG) mitgewirkt, davon vier Jahre als Präsident. Du hast dich eingesetzt, dass die Gemeinden über die eigenen Grenzen denken und handeln müssen, denn Themen wie Raumentwicklung, Siedlungs- und Verkehrsplanung, Alters- und Gesundheitswesen, Bildung u.v.m. erfordern je länger je mehr eine regionale Zusammenarbeit. So hat sich denn der Gemeinderat Muttenz im Februar 2018 entschieden, in der Region

Birsstadt mit zehn Gemeinden zusammenzuarbeiten. Daneben bist du seit 15 Jahren im Vorstand des Schweizerischen Städteverband (SSV) tätig. Dieser Verband hat den Auftrag, die Interessen der Gemeinden und Städte gegenüber den Kantonen und dem Bund zu vertreten. Auch da geht es vor allem um die bekannten Themen wie Raumplanung, Steuerpolitik, Bildung usw.

Nebst all deinen zahlreichen Aufgaben, die vielen Sitzungen mit Regierung, Behörden, Kommissionen und Arbeitsgruppen hast du viele Projekte begleitet bzw. geleitet. So denke ich, um nur einige wenige Beispiele aus jüngster Vergangenheit zu nennen, an das Bundesasylzentrum in den Jahren 2015 und 2016, oder an den Quartierplan Hagnau/Schänzli, ein Projekt von zukunftsweisender Bedeutung, das viele Gespräche, Sitzungen und Workshops in Anspruch nahm, wo du extrem Wert darauf gelegt hast, dass die Bevölkerung mitentscheiden kann und ernst genommen wird. Dasselbe gilt auch bei der ganzen Diskussion für einen möglichen Salzabbau auf der Rütihard. Du hast dich stark für den Dialogprozess eingesetzt, an dem mit Vertreterinnen und Vertretern der Bevölkerung mögliche Chancen, Risiken und allfällige Kompensationen sowie Alternativen geprüft werden sollen.

Daneben haben Ereignisse wie das Hochwasser im Mai 2016 oder der Soleaustritt im 2017, dich stark gefordert und viel von dir abverlangt. Als ein positiv denkender Mensch, so habe ich dich immer wahrgenommen, scheint jede Situation noch so aussichtslos, konntest du immer wieder etwas Positives abgewinnen und dadurch den beteiligten Partnern Mut machen, motivieren, neue Wege aufzeigen!

Und so darfst du auch auf viel Erfreuliches in deiner Präsidialzeit zurückblicken. Denken wir z.B. an die Eröffnung des Justizzentrums, oder an die Eröffnung der Fachhochschule Nordwestschweiz, ein Projekt, das du von der Projektierung bis zur Eröffnungsfeier begleitet hast, oder die Eröffnung des Alters- und Pflegeheim zum Park, die Eröffnungsfeier des neuen Schulhaus Gründen, die zahlreichen Jubiläumsveranstaltungen, Jubilarenbesuche oder dein Engagement als OK-Präsident am Musikfest und am Schwingfest!

In all den Jahren der Zusammenarbeit haben wir dich, lieber Peter, nebst aller Ernsthaftigkeit, auch als humorvollen Kollegen erlebt, der sich noch an einem guten Glas Wein oder einem speziell grossen Cordon Bleu erfreuen kann und Zufriedenheit und Zuversicht ausstrahlt. Mag sein, dass nebst deiner lieben Familie auch die Liebe zur Natur dazu beigetragen haben, dass du immer wieder Energie tanken konntest sei es als Imker, beim Velofahren, egal ob es regnet, schneit oder stürmt, oder auf euren ausgiebigen Wanderungen.

29 Jahre Gemeinderat und Gemeindepräsident, das ist wahrlich eine lange Zeit! Vielen Menschen bist du begegnet, hast Gespräche geführt, zugehört, mitgefühlt, geholfen und bei ihnen deine Spuren hinterlassen, wie der folgende Film beweist.

Lieber Peter, mit der heutigen Gemeindeversammlung bzw. am 30. Juni heisst es Abschied nehmen von deinem langjährigen Engagement als Gemeindepräsident von Muttenz. Uns bleibt nur noch eins: wir danken dir ganz herzlich für alles, was du für die Gemeinde Muttenz und für alle in den vergangenen 29 Jahren geleistet hat. Das ist eine gewaltige Leistung! In den Dank einschliessen wollen wir auch deine liebe Frau Silvia, die dich immer unterstützt, dir den Rücken frei gehalten und das Ganze mitgetragen hat. Und so hoffen und wünschen wir dir, dass du nach dem 30.06.2019 bei bester Gesundheit, zusammen mit deiner lieben Silvia und der ganzen Familie, noch vieles unternehmen kannst!

Muttenz, 18.06.2019/GR Franziska Stadelmann

 

 

An der Gemeindeversammlung vom 18. Juni 2019 würdigte Gemeinderätin Franziska Stadelmann die langjährige Tätigkeit von Peter Vogt als Gemeindepräsident und Gemeinderat und auch den Einsatz von Vizepräsidentin Kathrin Schweizer. Auf vielfachen Wunsch veröffentlichen wir den zum Abschied von Peter Vogt gezeigten Film.

Gemeindepräsident Peter Vogt
Gemeindepräsident Peter Vogt