Ein Label für das hohe «Zii»

17. Mai 2021

Im Natur- und Erholungsraum entlang der Birs sollen erlebnishungrige Menschen und ruhebedürftige Eisvögel gleichermassen Platz haben. Damit die Balance gelingt, plant und realisiert die Arbeitsgruppe Birspark Landschaft des Vereins Birsstadt vielfältige Projekte. Die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit hat Pioniercharakter und wird von der internationalen Bauausstellung IBA Basel mit einem Label gewürdigt.

Man erkennt den Eisvogel gut an seinem hohen, durchdringenden «Zii»-Ruf und beobachtet ihn gerne mal, wenn er in der Birs nach Klein- und Jungfischen jagt. Gleichwohl braucht es etwas Geduld, dem exotisch schimmernden Vogel an idyllischen Plätzchen zu begegnen. In der ganzen Schweiz gibt es wohl nur noch etwa 300 bis 350 Brutpaare – Tendenz abnehmend. Denn der Eisvogel ist ein eher schüchterner Geselle. Vor allem während der Brutzeit werden die Paare nicht gerne gestört in der Nähe ihrer Niströhren, die sie in steile Böschungen graben. Der Birsraum ist längst nicht mehr nur für zahlreiche Tiere und Pflanzen attraktiv, sondern immer mehr auch für erholungssuchende Menschen. Das kann bisweilen zu Konflikten führen – etwa, wenn der Eisvogel dadurch nicht mehr genug ruhige Nistplätze findet.

Natur und Erholung gemeinsam
Dafür, dass trotzdem beides seinen Platz haben kann, ist die Arbeitsgruppe Birspark Landschaft (BiLa) des Vereins Birsstadt besorgt. Ihre zahlreichen Projekte zwischen Birsfelden und Grellingen streben einerseits attraktive Erholungsräume an, die gut an die angrenzenden Siedlungs- und Landschaftsräume angeschlossen sind. Andererseits geht es darum, die naturnahe Landschaft mit ihrer grossen Artenvielfalt und den abwechslungsreichen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere zu schützen. Dabei beruft sich die BiLa auf einen vor fünf Jahren zusammen mit Fachpersonen sowie der Öffentlichkeit entstandenen Aktionsplan. Bereits sind einige der darin definierten Ziele erreicht und kleinere und grössere Projekte wie z.B. der Natur- und Erlebnisweiher in Reinach abgeschlossen. Andere wiederum befinden sich in der Umsetzung oder Planung, wie etwa die Umgestaltung des Schänzli-Areals in Muttenz zu einem Natur- und Erholungsraum mit revitalisiertem Flusslauf (vgl. Kasten).

Raum für Natur und Naturbeobachtungen
Der im Sommer 2020 fertiggestellte Natur- und Erlebnisweiher am Ort der ehemaligen ARA in Reinach steht exemplarisch für ein gelungenes Zusammenspiel. Besuchende finden hier Sitzmöglichkeiten und eine Aussichtsplattform. Mit einem Flechtzaun aus Astmaterial wird das Areal zudem so gegliedert, dass die Weiherlandschaft im vorderen Bereich für Entdeckungslustige bewusst zugänglich bleibt, dahinter allerdings behalten Flora und Fauna eine klar definierte Rückzugszone –mit ein wenig Glück lässt sich hier der Eisvogel beobachten. Begleitet wird das Projekt mit Informations- und Sensibilisierungsmassnahmen.

Auszeichnung der IBA Basel
Die überkommunale Zusammenarbeit der BiLa hat Pioniercharakter und deshalb weit über die Birsstadt hinaus Beachtung gefunden. So zeichnet auch die internationale Bauausstellung IBA Basel das Projekt aus (offizielles Label) und präsentiert die Leistungen der BiLa noch bis am 6. Juni 2021 in ihrer Abschlussausstellung auf dem Vitra-Campus in Weil am Rhein. Die BiLa folgt, wie die anderen ausgezeichneten Projekte, ganz dem Motto «gemeinsam über Grenzen wachsen». Denn Landes-, Kantons- oder Gemeindegrenzen sollten bei der Planung der zusammenhängenden Lebensräume keine Rolle spielen. Gerade hinsichtlich der weiterhin erwarteten Bevölkerungszunahme ist eine weitsichtige Auseinandersetzung mit der Nutzung unserer Umwelt von zentraler Bedeutung – längst nicht nur zum Wohle des Eisvogels.
 

Folgen Sie der Libelle
Vom Muttenzer Schänzli gelangen Sie auf den Themen­spaziergang Birsuferweg. Elf Thementafeln weisen darauf zwischen der Birsmündung und Pfeffingen auf einzigartige Naturwerte hin und informieren über den Einfluss der Menschen auf den Birsraum. Noch bis Anfang Juni finden Sie auf der Strecke zudem Informationstafeln zu den wichtigsten BiLa-Projekten. Ausgeschildert ist der Weg mit einem Libellen-Symbol. Weitere Informationen: birsparklandschaft.ch

Eisvogel am Ufer und Videoporträt Birsparklandschaft
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