Hinter den Kulissen der Museen Muttenz: Alte Pläne – ein kaum bekannter Sammlungsbestand

14. Dezember 2009
Seit Mitte November ist die neue Heimatkunde von Muttenz im Verkauf. Mehrere Autoren und Autorinnen haben für ihre Kapitel auch von den Sammlungen der Museen Muttenz profitieren können. Vor allem wurde die Sammlung der historischen Fotos genutzt.

Doch schon im Vorfeld der eigentlichen Heimatkunde-Planung wurde auch in der Sammlung der historischen Gemeindepläne recherchiert. Im Depot Donnerbaum lagern nämlich mehrere hundert- bis sogar über zweihundertjährige Pläne. Sie zeigen die sich verändernde Ausdehnung der Wald- und Weideflächen innerhalb des Gemeindebannes auf und ebenso das damals noch langsame Anwachsen der bebauten Fläche. Auf Katasterplänen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ist beispielsweise die immer weiter fortschreitende Zerstückelung der Landparzellen erkennbar. Da wurden relativ grosse Landstücke durch Erbteilung in Grossfamilien immer weiter aufgeteilt, bis die Landbesitzer schliesslich nur noch schmale Landstreifen an von einander entfernten Orten hatten. Diese zerstreuten Landstücke eigneten sich kaum mehr zum Ackerbau oder als Weide. Durch die Güterregulierung der 1920er-Jahre wurden diese schmalen Landgürtel zusammengelegt und als wieder sinnvoll nutzbare Parzellenflächen neu ausgewiesen.

Auf den historischen Plänen sind auch die alten Flurnamen eingetragen, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts noch explizit bestimmte und klar begrenzte Weide- oder Waldstücke bezeichnet haben. Heute sind viele dieser Namen ganz aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Teilweise sind sie noch im 2004 erschienenen Heft „Flurnamen der Gemeinde Muttenz“ von Markus Ramseier festgehalten und erklärt. Einige der Flurbezeichnungen haben als Quartier- oder Strassennamen überlebt. Doch haben sie mit ihrer ursprünglichen Bedeutung heute kaum noch einen Zusammenhang. Geht man z. B. durch das „Im Gstrüpf“ genannte Quartier, sieht man an Stelle der erwarteten „Gestrüppe“ nur sauber aufgeräumte Vorgärten.

Oft erschliesst sich die ursprüngliche Bedeutung eines Flurnamens auch nur noch dem Sprachhistoriker. Das Gebiet „Lächlen“ im Areal des Rangierbahnhofs z.B. hat nichts mit einem freundlichen Lächeln zu tun. Der Name geht zurück auf die 1444 erstmals dort erwähnten „lechlen“. Da dies eine alte Verkleinerungsform von „Lache“ ist, muss es dort einmal viele Pfützen oder kleine Tümpel gegeben haben. Dieser Flurname hat wie viele andere auch seine Wurzeln in der mittelhochdeutschen Sprache.

Seit der ersten schriftlichen Fixierung hat sich Aussprache und Schreibweise ständig verändert. So wurden etwa vor 50 Jahren Jahren viele Mundartbezeichnungen auf Katasterplänen und speziell auf Karten der Landestopographie ins Schriftdeutsche übersetzt. Heute ist man wiederum bestrebt, die ursprüngliche Dialektbezeichnung zu erhalten. In neueren Karten wurden die Flurnamen zuweilen auch einfach dorthin platziert, wo es noch freien Platz für sie hatte und nicht beim ursprünglichen Ort.

Alle diese Veränderungen können von unseren historischen Plänen abgelesen werden. Doch ein häufiges Bewegen würde den alten und daher oft brüchigen Papieren schaden. Zudem sind diese Pläne leider nicht systematisch erfasst und deshalb für Interessent/innen nur bedingt zugänglich. Sie liegen vorerst vor Staub geschützt in ihren Schubladen und warten darauf, dass sie hoffentlich bald einmal noch digitalisiert werden können. Auf diese Weise könnten deren Informationen gesichert und problemlos eingesehen werden. Die Digitalisierung und Erfassung der Pläne wäre mit einem grossen Arbeitsaufwand verbunden. Die Kosten wären zwar abschätzbar, doch liesse sich der Nutzen nicht in Zahlen beziffern. Wenn aber allzulange mit der Sicherung der historischen Pläne zugewartet wird könnte es sein, dass deren Informationen bald einmal verblasst und damit verloren sind.
1 Katasterplan um ca. 1900, hier sind die schmalen Parzellenstreifen gut erkennbar --- 2 Ausschnitt aus einem Gemeindeplan um 1800  mit den Flurbezeichnungen. Die Tinte verblasst allmählich, dafür werden die braunen „Altersflecken“ (Stockflecken) immer deutlicher.
1 Katasterplan um ca. 1900, hier sind die schmalen Parzellenstreifen gut erkennbar --- 2 Ausschnitt aus einem Gemeindeplan um 1800 mit den Flurbezeichnungen. Die Tinte verblasst allmählich, dafür werden die braunen „Altersflecken“ (Stockflecken) immer deutlicher