Wenn Pflanzen ausser Kontrolle geraten – Teil 2

25. Mai 2009
Nur etwa 40 von 2000 Pflanzenarten, die durch Handel und andere Importe in unsere Region eingeführt wurden sind, sind für unsere Umwelt eine Bedrohung. Davon sind 2 derart gesundheitsschädlich für uns, dass sie verlängertes Heuschnupfenleiden, Schweissausbrüche, Fieber oder sogar Asthma auslösen können. Nach dem ersten einführenden Beitrag über Neophyten, werden Ihnen drei speziell hartnäckige Arten vorgestellt.

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)
Anfänglich als Zierpflanze aus dem Kaukasus eingeführt, hat sich der Riesenbärenklau bestens an unsere Region angepasst. Mit einer Maximalhöhe von 3.5 Meter gehört diese Pflanze zu den Riesen unter den Stauden. Im Juni bis August entfaltet sie ihre gesamte Schönheit und dient mit ihren weissen oder gelbgrünen Blüten als Bienenstaude.

Gefahren:
Diese invasive Staude hat eine höchst effiziente Ausbreitungsstrategie entwickelt: eine einzelne Pflanze bildet mehrere 10'000 Samen, die im Boden etwa 7 Jahre keimfähig bleiben können. Somit bildet diese Pflanze innert kürzester Zeit dichte Bestände, die kein Licht für andere Pflanzen durchlassen.
Eine weitere Gefahr besteht auch für die menschliche Gesundheit. Eine Berührung der Pflanze bei gleichzeitiger oder nachfolgender direkter Sonneneinstehlung löst unangenehme Hautentzündungen mit starker Blasenbildung aus. Je nach Verbrennungsgrad können Folgeerkrankungen wie Fieber, Schweissausbrüche oder Kreislaufstörungen auftreten.

Vorbeugung und Bekämpfung:
Um eine weitere Verbreitung zu verhindern, müssen die Blütenstände vor der Fruchtbildung entfernt werden. Jeglicher Kontakt mit der Staude muss vermieden werden. Daher ist es ratsam ein langes T-Shirt, oder ein Pullover mit Handschuhen zu tragen. Pflanzen in der Nähe von Kindern sollten unverzüglich entfernt werden. Zur Entfernung werden die oberen Teile unter Beachtung der nötigen Vorsichtsmassnahmen abgeschnitten.
Wegen ihrer riesigen Wurzel ist die Pflanze in der Lage sich extrem gut zu regenerieren, und daher muss die Wurzel mindestens 10 cm unter dem Wurzelansatz, wie auf dem Bild, entfernt werden. Teile der Pflanze müssen in der Kehrichtabfuhr entsorgt werden.

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)
Der Japanische Staudeknöterich wurde als Zier- und Futterpflanze aus Ostasien nach Europa importiert. Im Frühling treibt die Pflanze aus einen Rhizom, einer unterirdischen Sprosse. Unter günstigen Situationen kann der japanische Staudenknöterich mit einem täglich Wachstum von 10 – 30 cm in wenigen Wochen eine Gesamthöhe von 3 – 4 Meter erreichen. Kleine weisse oder rötliche Blüten sind von Juli bis September zu sehen.

Gefahren:
Da bei uns nur weibliche Pflanzen vorkommen, können keine keimfähigen Samen entstehen. Der Staudenknöterich vermehrt sich durch unterirdische Ausläufer, die innert kürzester Zeit zu dominierenden Einzelbeständen führen. Durch das dichte Blätterdach entzieht er den anderen Pflanzen Licht und verdrängt somit die einheimische Flora. Im Winter streben alle oberirdische Teile ab und hinterlassen einen kahlen Boden, der wegen seiner grossen Angriffsfläche leicht ausgewaschen und somit zerstört wird.

Vorbeugung und Bekämpfung:
Bei vereinzeltem Auftreten sollte der Stängel im Juni und im September abgeschnitten werden. Dies schwächt die Pflanze, dass eine weitere Verbreitung verhindert werden kann. Vorsichtshalber sollte sie weiterhin beobachtet werden. Die Pflanzenteile dürfen nicht in den Kompost gelangen, sondern müssen mit der normalen Kehricht entsorgt werden. Sollten Sie auf eine sehr dichte Population stossen, empfiehlt es sich die Gemeinde zu kontaktieren.

Aufrechte Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia)
Diese bis 150 cm hohe sommergrüne Staude duftet stark aromatisch. Die aufrechte Ambrosie stammt aus China und wird häufig mit ähnlich einheimischen Stauden wie zum Beispiel Jakobs Geisskraut oder dem Gemeinen Beifuss verwechselt. Im Gegensatz zu diesen Arten ist die Blattunterseite grün und das Blatt ist doppelt bis dreifach gefiedert. Ein weiteres Indiz ist der leicht behaarte Stängel, der aufrecht in den Himmel strebt.

Gefahr:
Sie gehören zu den stärksten Allergieauslöser und sind um einiges stärker Gräserpollen. Die Pollen lösen allergische Reaktionen der Atemwege und der Augen und im schlimmsten Fall kann es sogar zu Asthma führen. Bei Kontakt der Pflanze mit der Haut können sich Ausschläge bilden. Wegen der späten Blütezeit im Juli – August beutetet eine zusätzliche Belastung für Pollenallergiker wegen Verlängerung der Pollensaison.

Vorbeugung und Bekämpfung:
Da nach dem Ausreissen der Pflanze immer Teile in der Erde zurückbleiben, die wieder spriessen können, empfiehlt es sich die Staude nach erneutem Austreiben mit Handschuhen abzuschneiden. Auch bei der Ambrosia dürfen die Pflanzenüberreste nicht auf dem Kompost verwertet werden, sondern müssen im Kehricht entsorgt werden. Dies sollte vor der Blüte passieren. Wird die Pflanze erst während der Blütenzeit entdeckt muss zusätzlich ein Mundschutz getragen werden! Es besteht eine Meldepflicht für diese Pflanze. Sollten Sie sich sicher sein, dass es sich um eine aufrechte Ambrosie handelt oder der Test auf dieser Website http://www.ambrosia.ch/ Ihren Verdacht bestätigt, kontaktieren Sie bitte die Gemeinde, Abteilung Umwelt, Tel. 061 466 62 74

Sonstiges:
So unglaublich es tönt, Ambrosiasamen sind in vielen Vogelfuttersorten erhältlich. Daher sollten Sie an Orten, wo Vogelfutter gestreut wurde öfters kontrollieren. Im weiterem empfiehlt sich beim Kauf von Vogelfutter auf die Zusammensetzung zu achten.

Weitere Informationen im Internet unter:
- www.cps-skew.ch
- Ambrosia erkennen
- Ambrosia Flyer
Japanische Staudenknöterich in Blüte
1. Der Japanische Staudenknöterich in Blüte --- 2. Der Anschein kann manchmal trügen – die gefährliche Ambrosie mit Blütenansätzen und dreifach gefiederten Blättern --- 3. Riesenbärenklau, der alles überwächst und sich so ein Sonnenplatz sichert