Walter Lenz und das drüsige Springkraut – eine Erfolgsgeschichte

22. Mai 2017
Mit grosser Beharrlichkeit hat Walter Lenz erreicht, dass der lilablühende invasive Neophyt, der im Wald mit seinen dichten Beständen die natürliche Verjüngung verhindert, in Muttenz praktisch verschwunden ist.

Das drüsige Springkraut und andere invasive Pflanzen breiten sich in der Natur sehr stark aus und verursachen ökologische, ökonomische oder gesundheitliche Probleme. Handelt es sich um ortsfremde Arten, sprechen wir von invasiven Neophyten. Ihre Bekämpfung ist sehr aufwendig. Die Gemeinde selber kontrolliert die öffentlichen Flächen und arbeitet bei Bedarf mit externen Partnern oder Schulklassen zusammen.

Auch mit freiwilligen Naturschutzeinsätzen wird die Ausbreitung unerwünschter Pflanzen bekämpft und die Biodiversität gefördert. Ein freiwilliger Helfer der besonderen Art ist Walter Lenz. Mit professionellem Engagement setzt sich der 74-jährige Muttenzer seit Jahren dafür ein, dass das drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera) im Muttenzer Wald nicht überhand nimmt.

Die Abteilung Umwelt traf Walter Lenz zum Interview.
Herr Lenz, seit 2010 bekämpfen Sie zusammen mit ein paar Helferinnen und Helfer im Muttenzer Wald das drüsige Springkraut. Was war der Grund dieses Projekt aufzubauen?
Walter Lenz:
Der Auslöser war das Gespräch mit Schulkamerad und Biologieprofessor Andreas Gigon an einem Klassentreffen 2007. Ich kannte das drüsige Springkraut als schöne Blume und wusste nichts über das invasive Potential. Ich begann mich zu informieren und beschloss schliesslich, treu dem Motto „Es gibt nichts Gutes ausser man tut es“, diese Pflanze in Muttenz zu bekämpfen. Den Anfang machte ich in einem Waldstück unterhalb der Winterhallen und probierte verschiedenen Methoden aus, wie mit dieser Pflanze umzugehen ist. Meine Frau und Gleichgesinnte aus dem Alpenclub sowie dem Natur- und Vogelschutzverein Muttenz unterstützen mich seither tatkräftig.

Was haben Sie in dieser Zeit erreicht?
Nach über 3‘500 Stunden Fronarbeit kann ich sagen, dass das drüsige Springkraut in Muttenz „Mangelware“ geworden ist. Grössere Befälle hat es nur noch auf Münchensteiner Gebiet im obersten Teil der Winterhalle. Über all die Jahre habe ich die Fundorte auch auf Kartenblättern eingezeichnet und so die Arbeiten dokumentiert.

Das ist ja sehr erfreulich. Sie haben im Jahresbericht 2016 geschrieben, dass 338 Arbeitsstunden geleistet wurden. Was macht die Bekämpfung des Springkrautes so aufwendig?
Einerseits umfasst die von uns kontrollierte Fläche mittlerweile 626 Hektare und andererseits muss jede Pflanze einzeln und mitsamt der Wurzel ausgerissen werden. Sie sollte zudem nicht geknickt werden, denn sonst wächst sie bei jedem Stängelknoten mit Bodenberührung wieder an. Deshalb wird ein Befall grundsätzlich sehr sorgfältig und "von aussen her" abgearbeitet.

Sie ruhen nicht auf dem Erreichten aus und führen die Arbeit weiter. Was haben Sie sich für diese Saison vorgenommen?
In diesem Jahr werden wir uns hauptsächlich den Befällen auf der Winterhalle widmen. Daneben versuchen wir wieder alle unsere Gebiete zu scannen. Ab und zu finden wir einzelne Pflanzen oder kleinere Bestände, die wir gleich ausreissen und aufhängen.

Was meinen Sie mit „aufhängen“?
Heute hängen wir die ausgerissenen Pflanzen in die nächsten Büsche oder Bäume. Wenn sie vertrocknet sind, können wir sie einfach runter nehmen und am Boden liegen lassen. Das funktioniert ganz gut, weil wir es inzwischen nicht mehr mit einem grossflächigen Befall zu tun haben. Früher trugen wir das Springkraut an die Waldstrassen und Mitarbeiter der Gemeinde brachten es in die Verbrennung. Das war sehr aufwändig und teuer.

Vermutlich ist eine personelle Verstärkung jederzeit willkommen, aber wann gibt es denn besonders viel zu tun?
Die grosse Arbeit beginnt jetzt mit dem Scannen der Gebiete. In Abständen von 20-30 Metern wird die ganze Fläche systematisch zu Fuss abgesucht. Pro Hektar sind das rund vier Kilometer und das z.T. in recht steilem Gelände. Da könnten wir gut eine paar Leute mehr brauchen. Zudem sind wir seit 2015 auch hinter dem giftigen Jakobs-Kreuzkraut her, das sich in Wiesen und Weiden ausbreitet. Weil das Gift im Heu und in der Silage erhalten bleibt, wird diese Pflanze für die Landwirtschaft zusehends ein Problem.

Walter Lenz, besten Dank!

Freiwillige Helferinnen und Helfer gesucht!
Haben Sie jetzt Lust und Zeit sich aktiv an der Bekämpfung von Neophyten zu beteiligen? Walter Lenz freut sich auf Ihre Kontaktaufnahme. Tel. 061 461 03 59 oder walter.lenz@vtxmail.ch.

Damit all die Massnahmen ihre volle Wirkung entfalten, ist es wichtig, dass die Bevölkerung informiert ist und Neophyten auch in den privaten Haus- und Familiengärten erkennt und fachgerecht entsorgt.

Problempflanzen im Garten – was tun?
Invasive Neophyten halten sich nicht an Gartenzäune und treten schnell an unerwünschten Orten auf. Verzichten Sie deshalb im Hausgarten auf solche exotische Problempflanzen. Eine neue Broschüre zeigt Alternativen auf und ist kostenlos im Gemeindehaus am Empfang oder auf www.muttenz.ch unter dem Stichwort „Problempflanzen“ erhältlich. Weitere Fragen beantwortet die Abteilung Umwelt unter 061 466 62 77 oder umwelt@muttenz.bl.ch.
Walter Lenz im Einsatz bei der Bekämpfung des drüsigen Springkrauts
Walter Lenz (linkes Bild), blühendes drüsiges Springkraut erreicht ein Höhe bis zu 2 Meter

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